Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in Schaidt keinen geregelten Schulbetrieb. Die Kinder wurden meistens in Privathäusern von „geeigneten Bürgern“ unterrichtet. In den Gerichtsbüchern von 1595 taucht der Name eines Christoph Baaden auf, der als Gerichtsschreiber und auch als „Schulmeister“ fungierte.
Das alte Schulhaus wurde im Jahre 1737 abgetragen und eine neue Schule wurde gebaut. Ob dieses neue Schulhaus an die Stätte des alten zu stehen kam schweigen die Urkunden und Akten. Das im Jahre 1737 gebaute Schulhaus steht heute noch an der Nordseite der Kirche. Im Jahre 1842 ging es in Privatbesitz über und gehört heute der Familie Geörger.
Aus dieser Familie stammt auch der Lehrer Ludwig Geörger * 21. Juli 1837, der von 1865 an für lange Jahre die 1. Schulstelle inne hatte. Ab dem Jahre 1851 wohnte auch der Gemeinde- und Steuereinnehmer Gustav Wolff in dem Anwesen.
Schon im Jahre 1822 waren die Räume des Schulhauses zu eng, um alle Kinder unterbringen zu können. An der Ostseite wurde ein zweiter Schulsaal angebaut. Diese Räumlichkeiten reichten bis zum Jahre 1842 aus. Die Notwendigkeit einer Vergrößerung des Schulhauses wurde allgemein anerkannt, um so mehr als eine neue Schulstelle einzurichten war. Die Schule zog in das Rathaus um. Nach einer grundlegenden Renovierung konnte der Schulbetrieb hier aufgenommen werden. Das „Rath- und Gemeindehaus“ wurde im Jahre 1769 erbaut. Es beherbergte im östlichen Teil im Erdgeschoss einen Holzversteigerungssaal und eine Frucht- und Eichelremise (Remise = Geräte- und Warenlager). Im westlichen Teil war bis 1768 im Erdgeschoss eine Wirtschaft die, auf Grund einer Urkunde aus dem Jahre 1702 den Namen „Schildwirthschaft zum Ritter St. Georg“ führen durfte.
Der Text der Urkunde lautet Demnach Bey Ihro Churfürstl. Gnaden zu Trier als Bischofen zu Speyer Verordtneten Hochstifts Speyerischen Landtschreiberey sich Peter Schmaltz von Schaidt Oberamts Lauterburg gehörig angemeldet, und gebeten, daß Ihm Erlaubt werden möge Eine Schildtwirthschaft zu gedachtem Schaidt zu treiben, als ist demselben und Successive seinen Kindern und ferners nicht, Ein Schildt, zum Ritter genannt, aufzuhengen dergestalt applacidirt und gestattet worden, daß er die auf und adbreißenden Landtfuhren und Einkehrende Gäst leidendtlich halten und nicht übernehmen solle. Hingegen soll und will Er Peter Schmaltz gnädigster Herrschaft nebst dem gewöhnlichen Un- und Ligergelt von denen das Jahr durch verzapfenden Weinen sogleich zur Recognition (gerichtl. Anerkennung) zwanzig Reichs Thaller oder dreißig Gulden Rheinischer Landtswehrung baar zahlen und erlegen.
Im ersten Stockwerk war vor 1842 der Gerichts- und Ratsaal nebst einer Ablagerungskammer für Glockenseile, alte Bücher und gepfändetes Eigentum. Im Jahre 1877 wurde auch der Versteigerungssaal in ein Schulsaal umgewandelt und die Wirtschaft mit Tanzsaal wurde zur Wohnung des „ersten Lehrers“ umgebaut. Der letzte Wirt in der Schildwirtschaft war Jakob Schehr. Das Schulhaus war nun zu einem schmucken Haus mitten im Dorf geworden. Was fehlte war ein Schulhof. Die Kinder mussten auf der Dorfstraße spielen. Vor der Kirche war bis zur Straße der Friedhof. Es wurde zwar 1820 ein neuer Friedhof auf dem ehemaligen „Fronhofgelände“ nördlich der Speyerer Straße angelegt. Doch erst 1901 wurde der alte „Kirchhof“ zwischen Schule und Pfarrhaus eingeebnet und zu einem Schulhof hergerichtet.
Bis zum Jahre 1822 bestand in Schaidt nur eine einzige Schulstelle und 1861 wurde eine zweite Lehrstelle eingerichtet. Die Schulstellen waren katholisch, sie umfassten den Gemeindebezirk von Schaidt. Jedoch besuchten nach alter „Observanz“ (Gewohnheitsrecht) auch die katholischen Kinder aus Vollmersweiler und der Höllenmühle die Schule in Schaidt.
Die Schülerzahl betrug zu dieser Zeit durchschnittlich 170 Schüler. Ab 1818 gab es in Schaidt auch eine Mädchen- und eine Knabensonntagsschule.
Bis zum Jahre 1719 erhielt der Schulmeister als Jahresbesoldung aus der Gemeindekasse 12 fl. ( fl = Florin, französische Bezeichnung für Gulden), 1 fl. dürfte heute dem Wert von ca. 50,- DM entsprechen. Für 2 fl. erhielt man zu dieser Zeit ein Paar Schuhe, ein Morgen gutes Ackerland kostete ca. 46 fl. Ab 1823 war ein Schulmeister wesentlich besser gestellt.
Der Lehrer soll jährlich mit seinem Gehilfen beziehen:
a) 21 Malter Korn, angeschlagen a 6 fl. 126 fl. – kr. (Kreuzer)
b) Von jedem Bürger eine Glockengarbe 93 „ – 20 „
c) Schulgeld je Kind a 44 kr. = ca. 197 „ – 40 „
d) Beitrag aus der Gemeindekasse 18 „ – 24 „
e) Anschlag der Schulgüter 7 „ – „
f) Aus der Kirchenfabrik 56 „ – „
g) Causalien (Zufälligkeiten/Sonstiges) 35 „ – 36 „
____________ 516 fl.
Nach altem Brauch hat der Inhaber der ersten Schulstelle unentgeltlich das ortsübliche Kirchengeläut zu versehen. Erst im Jahre 1874 wurde ein Glöckner von der Gemeinde eingestellt. Die Bezahlung erfolgte zu zwei Drittel aus der Gemeindekasse und zu einem Drittel aus der Kirchenkasse. Für die Heizung, meist mit Steinkohle und die Beleuchtung (Petroleumlampen) sorgte die Gemeinde. Die Lehrerwohnungen waren Mietfrei.
Ein Vertrag mit einem Lehrer aus dem Jahre 1759 lautet wie folgt: Condition auf das folgende Jahr von Michaeli zu Michaeli des 1759sten Jahrs ist aufgenommen, daß Er:
1. Einem zeitlichen Pfarrherrn und Seelsorger in allen Stücken, so viele hierzu erfordert wird, beispringen und seine Schuldigkeit nach hochfürstlicher bischöflicher Verordnung prostieren solle;
2. Die Jugend in Religionssachen sowohl als in Schreiben, Lesen und Zucht zu unterweisen in solcher Bescheidenheit, wie es einem recht vernünftigem Lehrmeister zusteht.
3. Einen praeceptore (Nebenlehrer) auf seine Kösten zu halten, welcher aber zu jederzeit von einem zeitlichen Pfarrherrn für authentisch erkannt und aprobirt sein solle.
4. Dahingehend verspricht man ihm alle diejenigen gesunden Kinder von sieben bis dreizehn Jahre inclusive in die Schule zu schicken und für jedes zu bezahlen.
5. Die Orgel zu beobachten, alle Unordnung böser Buben übles aufzuführen bei seiner eigenen Verantwortung zu hinterhalten und die Fehler abzustrafen.
6. Die Musik im Singen, Violin, was auf der Orgel und zum Gesang erforderlich, gratis zu lehren und dazu auf Begehren gewisse Stunden zu halten.
7. Die Turmuhr alle 24 Stunden zu ordentlichen Zeiten selbst aufzuziehen und zu richten.
8. Nach herkommendem Brauch auch gegen Wetter und Seuchen-Pesten zu läuten.
9. usw.
Die Schulsituation veränderte sich in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts nur unwesentlich. Der Einfluss der Kirche ging langsam zurück. Zunächst stand die Schule für viele Jahre unter französischer Beeinflussung und dann für ein paar Jahre unter der Einwirkung der Hitler-Partei. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten dann wieder normale Verhältnisse in unsere Schule ein.